Brezelfeste in schwieriger Zeit - 1939

Das letzte Brezelfest vor dem Zweiten Weltkrieg wurde vom 8. bis 10. Juli 1939 begangen.

 

In diesem Jahr wurde besonderer Wert auf die Gestaltung des Festplatzes gelegt. Studienrat Jossé und Schorsch Fay statteten den Festplatz kunstvoll mit Festbäumen, Sackleinen, geschmückten Tannenkränzen, rotweißen Papierstreifen und rot-weißer Beleuchtung aus. Sonst entsprach die Bestückung des Festplatzes mit Fahrgeschäften und Restaurantbetrieben der Vorjahre. Ein Brezelfestumzug wie in den vorausgegangenen Jahren fand in diesem Jahr jedoch nicht statt. Einen Allerweltsfestzug wollte die Festleitung diesmal nicht zeigen, so der „Pfälzer Anzeiger“ vom 28. Juni 1939. Statt dessen wurde ein die Festidee illustrierender, festlicher Aufzug der Bäcker, Metzger und Brauer gezeigt.

Interessant für Sammler der Brezelfestabzeichen ist, dass im Jahr 1939 neben den bisher üblichen Festabzeichen, welche im wesentlichen den Zutritt zum Festplatz ermöglichten, ein sogenanntes Fördererabzeichen herausgegeben wurde. Dieses Abzeichen zeigte die goldfarbene Brezel der das Speyerer Stadtwappen angehängt war. In umgekehrter Reihenfolge, das heißt, dem Stadtwappen wurde die Brezel angehängt, entsprach dieses Festabzeichen auch den Fördererabzeichen der Jahre 1952 bis 1973.

Es bleibt für das Brezelfest 1939 noch zu bemerken, dass die Nationalsozialisten das Fest immer mehr in ihrem Griff hatten. So wurde am Sonntag Vormittag eine Lied- und Feierstunde veranstaltet. Damit sollte dem Heimatfest eine höhere, vaterländische Weihe verliehen werden. Für das dargebotene einstündige Sprechchorwerk ergab sich die Gliederung:     


  • Soldaten,   
  • 
Heimat,    

  • Führer,    

  • Vaterland.


Der von Andreas Heiderich mit dichterischem Schwung verfasste und gesprochene, verbindende und gedanklich untermalende Text wurde jeweils durch Fanfarenrufe eingeleitet und durch Volkslieder, Männer- und Knabenchöre in der Sprache der Musik weitergeführt und ausgedeutet, so der „Pfälzer Anzeiger“ vom 10. Juli 1939. Interessant ist, dass der sogenannte Brezelfestprolog zur Eröffnung des Brezelfestes am Freitagabend bis Anfang der siebziger Jahre ebenfalls von Andreas Heiderich verfasst und meist auch vorgetragen wurde.

Kaum zwei Monate nach dem vorerst letzten Brezelfest brach wieder ein Krieg aus, der weit schlimmer als ein Vierteljahrhundert zuvor die Welt ins Verderben stürzte und bis zum Jahr 1949 die Veranstaltung eines Brezelfestes verbot.